München hat mit 900km das zweit-größte Fernwärmenetz in Europa. Das Ziel ist, dieses Fernwärmenetz umzurüsten - weg von fossilen Energien hin zu Erneuerbaren Energien, aufgrund guter hydrologischer Voraussetzungen insbesondere (Tiefen-) Geothermie.
Kein Zweifel: Der Umbau eines fossilen Wärmenetzes ist hoch anspruchsvoll, technisch, finanziell, (genehmigungs-) rechtlich, kommunalpolitisch.
Beispiel: Für den Umbau des Innenstadt Dampfnetzes (mit Temperaturen >120°C) in ein Geothermie-taugliches Heißwassernetz (80°C) müssen in der Innenstadt nacheinander alle Straßen, unter denen Dampfnetze liegen, für je eine Woche gesperrt und aufgerissen werden [1]. Überdies wünschen sich Bewohner keine große Geothermie-Anlage in der unmittelbaren Nachbarschaft.
Schon 2012 haben die Stadtwerke München GmbH – 100% im Besitz der Stadt München – in ihrer „Vision 2040“ versprochen, dass die Fernwärme bis 2040 vollständig auf erneuerbare Energien umgebaut sein wird. 2019 hat der Stadtrat der Landeshauptstadt München beschlossen, dass dieses Ziel schon 5 Jahre früher, also 2035, erreicht sein soll.
Der Stadtrat der Landeshauptstadt München hat 2019 beschlossen, dass für ganz München bis 2035 Klimaneutralität hergestellt sein soll, zumindest für alle energetischen CO2-Emissionen, die innerhalb Münchens entstehen.
Rund 40% dieser in München entstehenden Treibhausgase stammen aus der Erzeugung von Strom und Wärme inkl. Brauchwasser für Haushalte sowie Industrie, Gewerbe etc. [2]. Deshalb ist „Dekarbonisierung der Wärme“ ganz weit oben auf der Ziele-Skala der CO2-Minderungen bei allen politischen Parteien im Münchner Rathaus. Das trifft für Münchens Fernwärmenetze in besonderem Maße zu. Denn hier können - im Gegensatz zu tausenden von Heizanlagen in privater Hand - zentrale Stellen, insbesondere der Stadtrat, klare Entscheidungen treffen und die Stadtwerke mit dem Umbau auf Geothermie, der Ausweitung der Geothermie-Fernwärmenetze insbesondere in Neubaugebieten, mit der deutlichen Erhöhung des Anschlussgrades innerhalb von Fernwärmegebieten zulasten Erdgas usw. beauftragen; und dafür auch Termine setzen!
Die Grafik zeigt: Bis 2035 sollen 100% der Fernwärmenetze (5.000 GWh) von fossilen auf erneuerbare Energien, insbesondere Geothermie, umgebaut sein.
Aktuell werden sechs Einzelnetze noch mittels fossilen Energien (Steinkohle- und Erdgas-Heiz- und Heizkraftwerke) betrieben. Und unter Einrechnung auch des Dampfes aus der Müllverbrennung im Heizkraftwerk Nord seit Mitte der 1990er Jahre werden heute zwei Fernwärmenetze (Riem, Freiham) bereits mit Geothermie betrieben; bis Mitte 2022 also etwa 1/5 des Gesamtbedarfs. Ende 2022 wurde dann die Geothermieanlage beim HKW Süd (Schäftlarnstr.) eingeweiht – die größte ihrer Art in Europa. Ursprünglich für 2025, jetzt bis 2030 ist die Inbetriebnahme der Geothermieanlage Michaelibad vorgesehen. Zusammen mit den beiden in (Vor-) Planung befindlichen Geothermieanlagen – Baierbrunn und Virginia Depot – werden bis 2032 erst etwas mehr als 55% der Fernwärme auf Geothermie umgebaut sein.
Wie dann Klimaneutralität bei der fossilen Fernwärme zeitgerecht erreicht werden soll – bis 2035 wie der Stadtrat entschieden hat, selbst bis 2040 wie die Stadtwerke versprechen, bis 204X wie die Gutachter sagen – ist völlig offen. Es gibt heute weder gesicherte Standorte für neue Geothermieanlagen, noch Kooperationspartner oder neue Erschließungen außerhalb der Stadtgrenze, noch Planungen für die dann erforderlichen Wärme-Pipelines; und der erforderliche Umbau des Dampfnetzes Innenstadt in ein Geothermie-taugliches Heißwasser-Netz ist mindestens zehn Jahr in Verzug.
Quellen: