Die bestehende Situation in Binger Straße und Alicenbrücke zeigt anschaulich, welche Vorhaben gemeint ist: Die dortigen Geh- und Radwege erfüllen nicht einmal die Mindeststandards an Breite, Sicherheit und Komfort, während daneben für den Autoverkehr 4 bis 7 Kfz-Fahrspuren eingerichtet wurden. Trotz des hohen Aufkommens an Fußgängern und Radfahrer:inen in City-Nähe erfolgt dadurch de facto eine Mobilitätsunterdrückung. Der Autoverkehr erhält somit spürbare Reisezeitvorteile, die deutlich zu Lasten der anderen, schwächeren Verkehrsteilnehmer gehen. Allein die beidseitige Herstellung von Gehwegen mit Mindeststandards würde eine Reduzierung von Fahrspuren für den Kfz-Verkehr unumgänglich machen. Die künstlich geschaffenen Reisezeitvorteile des Autoverkehrs würden entfallen. Solche Maßnahmen werden Push & Pull-Vorhaben genannt. Sie zielen auf Veränderungen in der Reisezeit wichtiger Verbindungen ab mit dem Ziel, die umweltfreundlichen Verkehrsarten zu fördern und deren Benachteiligung abzubauen.
Insgesamt geht es dabei auch um Herstellung von mehr **Flächengerechtigkeit. Stichwort: Rückgewinnung des Straßenraumes.
**
Hierbei handelt es sich um die Umsetzung relevanter Projekte, von denen nachweislich eine Wirkung auf die Verkehrsmittelwahl für die Stadt Mainz oder einzelnen Teilräumen (Korridoren, Stadtteile) zu erwarten sind (und durch Vorher-/ Nachher-Messungen verschiedener Verkehrsarten belegt sind). Änderungen des Verkehrsverhaltens entstehen insbesondere bei Maßnahmen, bei denen vorhandene Kfz-Spuren genutzt werden, um Verbesserungen für andere Verkehrsteilnehmer:innen herzustellen (Verbreiterung Gehwege, Herstellung Radwege, Busspuren, breitere Haltestellen). Im kleineren Umfang aber auch schon durch Herstellung durchgängiger Radwege vor Kreuzungen oder Verbreiterung der Aufstellflächen für Fußgängern vor Ampeln durch Umnutzung von Kfz-Abbiegespuren.
In der Regel handelt es sich dabei um investive Projekte zum Umbau von Straßen. Denkbar ist jedoch auch, dass Straßen wie z.B. die Mainzer Straße zwischen Hartenberg und Gonsenheim für den allgemeinen Kfz-Verkehr gesperrt werden. Die Buslinien und Radfahrer:innen verfügen dann über kürzere Wege zwischen beiden Stadtteilen; und Fußgänger erhalten endlich einen Gehweg. Wirkungsvoll wäre auch die Umnutzung von drei der heute 6 Kfz-Spuren zugunsten von Umweltspuren als Teilstrecke des Radschnellweges vom Rheinradweg zur Universität. Daher fallen hierunter auch straßenverkehrsrechtliche Anordnungen in Verbindung mit kleineren bauliche Maßnahmen, sofern hier eine spürbare Wirkung auf das Verkehrsverhalten eintritt.