##Ziel: 80 Prozent des Verkehrs im Münchner Stadtgebiet durch abgasfreie Kraftfahrzeuge, ÖPNV, sowie Fuß- und Radverkehr bis 2025 und Klimaneutralität bis 2035.
Dieses Ziel ist in der „Münchner Mobilitätsstrategie 2035“ verankert, welche am 23.06.2021 vom Stadtrat beschlossen wurde [1]. Der Verkehr wird hierbei durch den „Anteil der Wege“ der auf die jeweiligen Verkehrsmittel entfällt, charakterisiert. Eine weitere Möglichkeit wäre sich auf den „Anteil der Personenkilometer“ zu beziehen [2].
Die Daten aus der “Mobilität in Deutschland” Studie [2] zeigen keinen eindeutigen Trend bei der Entwicklung des Anteils der Wege in München (siehe Grafik 1). Lediglich die Wegeanzahl mit dem Rad nimmt kontinuierlich zu. Während der Prozentsatz der PKW Wege durchgehend gefallen ist, heißt dies nicht, dass auch die Gesamtkilometer gefallen sind, da die Einwohnerzahl Münchens im Zeitraum von 2002 bis 2017 deutlich gestiegen ist [2].
Das Ziel für 2025 scheint ambitioniert. Auch wenn man einen aktuellen Anteil von 15% (siehe Maßnahme Elektromobilität) der PKW Wege den ePKWs (Hybrid und Elektro-PKW) zuordnen möchte (15% von 34% entspricht ca. 5%) müsste der Anteil im Vergleich zu 2017 um weitere 9% fallen. Das Ziel für 2035 scheint aktuell sehr unrealistisch, da bis dahin nicht einmal eine Umstellung auf 100% ePKW geplant ist. Außerdem ist man sehr weit von Nullemissionen weg, wie der für Klimaneutralitätsbetrachtungen bessere Parameter „Anteil der Personenkilometer“ zeigt (siehe Grafik 3).
Update 10.02.25: Daten der Studie "System repräsentativer Verkehrbefragung" im Auftrag des Mobilitätsreferats zeigen den neuen Modal Split für das Jahr 2023 [7]. Die Daten zeigen, dass das 80% Ziel für 2025 für den "Anteil der Wege" erreichbar ist und sich seit 2017 einiges getan hat (siehe Grafik 2)! Bemerkenswert ist dass der ÖPNV Anteil leicht abgenommen hat, wobei dies eventuell den Pandemiefolgen zuzuschreiben ist.
Die Daten zu dem „Anteil der Personenkilometer“ zeigen sehr deutlich wie verzerrt das Bild durch die Kenngröße „Anteil der Wege“ dargestellt ist. Ein Ziel der Klimaneutralität bis 2035 wird angesichts der bisherigen Dominanz des PKW mit über 50% der Personenkilometer auch bei einem massiven Ausbau der ePKWs nicht erreichbar sein. Der Zielwert für 2025 von 80% der Wege (siehe Grafik 1) erscheint irreführend für die Bürger*innen, da er suggeriert, dass man das Ziel fast erreicht habe („man ist ja quasi schon zu 80% da“). Dabei wird übersehen, dass in München trotz Zielnähe noch ein Großteil der Kilometer mit dem Auto zurückgelegt werden. Um eine CO2-Minimierung bzw. Klimaneutralität zu erreichen, wäre daher eine Zielsetzung im „Anteil der Personenkilometer“ zielführender.
Weitere Teilziele, die aus der Münchner Mobilitätsstrategie [2] und dem Gutachtens des Öko-Instituts [3] hervorgehen sind die Steigerung des Anteils des ÖPNV auf mindestens 30% der Wege bis 2030 (siehe Seite 7 in [1]) und die Reduzierung des motorisierten Individualverkehrs (PKW und ePKW) auf deutlich unter 50% der Personenkilometer bis 2035 (siehe Seite 24 in [3]). Die hier gezeigten Grafiken unterstreichen deutlich, dass eine Einhaltung dieser Teilziele zwingend nötig ist um das Gesamtziel der Klimaneutralität bis 2035 zu erreichen. Die aktuelle Studie zur Mobilität in Deutschland 2023 läuft gerade [4]. Mit ersten Ergebnissen ist Ende 2024 zu rechnen.
Update 10.02.25: Auch beim "Anteil der Personenkilometer" hat sich mit den Daten für 2023 [7] eine deutliche Verbesserung hin zu den Zielwerten ergeben (siehe Grafik 4). Jedoch ist weiterhin deutlich, dass die Werte zwischen "Anteil der Wege" und "Anteil der Personenkilometer" auseinanderliegen. Für die Zielsetzung der Klimaneutralität bis 2035 müssen vor allem die langen Strecken des motorisierten Individualverkehrs adressiert werden.
Um die abstrakten Zahlen des Modal Splits besser einordnen zu können, lohnt sich ein Blick auf andere Städte. Aus diesem Grund zeigen wir hier die Daten des Modal Splits von Paris aus dem Jahr 2023 und Kopenhagen aus dem Jahr 2020 zum Vergleich. Auch hier wird jedoch jeweils der Anteil der Wege und nicht der Anteil der Personenkilometer abgebildet.
Die Daten für Paris basieren auf einer detaillierten Studie [5], bei der für Paris zwischen drei Zonen unterschieden wurde. Die innere Zone wird durch den Pariser Autobahnring begrenzt (ca. 100km^2 Fläche) und ist sehr gut mit München innerhalb des Mittlerer Rings (ca. 50km^2 Fläche) vergleichbar. Die weiteren beiden Zonen bilden die umliegenden Vororte bzw. Banlieues je nach Entfernung vom Zentrum. Diese beiden Zonen wäre in München am ehesten mit dem Gebiet zwischen Mittlerem Ring und der Stadtgrenze bzw. mit dem Landkreis München vergleichbar.
Die Daten für Kopenhagen basieren auf einer Mobilitätsanalyse aus dem Jahr 2020 [6] und könnten daher durch die Pandemie verzerrt sein.
Betrachtet man lediglich Paris Stadt innerhalb der Stadtautobahn, so sieht man einen überzeugenden Modal Split. Lediglich 5% der Wege werden mit dem PKW zurück gelegt, ÖPNV und Fußwege dominieren (vgl. [5], Slide 21 und 23). Eine solche Verteilung wäre auch für München erstrebenswert, jedoch gibt es keine vergleichbaren Daten, die nur die Wege innerhalb des Mittleren Rings einbeziehen. Schaut man auf den gesamten Pariser Verkehr (also inklusive aller Wege von Paris in die Vororte, errechnet aus [5], Slide 21 und 23), so sieht man, dass auch in der Vorzeigestadt Paris das Auto an Bedeutung gewinnt. In Kopenhagen ergibt sich ebenfalls ein mit München vergleichbares Bild, wobei hier der Radverkehr, für den die Stadt bekannt ist, besonders gefördert und genutzt wird [6].
Quellen:
Letzte Bearbeitung: 10.02.2025