Bundesweit kann die Dekarbonisierung des Stromangebots nur erreicht werden, wenn Photovoltaik-Anlagen (PV), Windräder und Wasserkraft in einem ausgewogenen Verhältnis stehen, die Netzinfrastruktur ausgebaut wird, temporäre und saisonale Stromspeicher zur Versorgungssicherheit vorhanden sind. Diese Bedingungen in einer Großstadt zu erfüllen, wäre schon schwer genug. Die ablehnende Planung der bayrischen Staatsregierung zum Aufbau von Windparks, macht es Kommunen und Landkreisen noch schwerer.
Gemäß dem Abschlussbericht zum Fachgutachten Klimaneutralität München 2035 werden dem Münchner Strombedarf zunächst die Emissionen der Stromerzeugung auf dem Stadtgebiet (incl. des Standorts Nord der SWM) zugeordnet und die nicht in München erzeugte Strommenge (zzgl. der angesetzten Netzverluste in vorgelagerten Netzen) mit dem Emissionsfaktor des Bundesmixes bewertet.
Neben dem Kraftwerk Nord der SWM fokussieren wir unser Monitoring daher auf die Stromerzeugung mittels Photovoltaik im Stadtgebiet. Diese liegt im unmittelbaren Einflussbereich der Landeshauptstadt und kann gut zur Bewertung der Zielerreichung herangezogen werden.
Der Stadtrat hat im Dezember 2019 mit großer Mehrheit den Klimanotstand ausgerufen und in der Folge Klimaziele verabschiedet (2021-07-28, 2022-01-19, 2023-12-20 ). Die ambitionierten Ziele betreffen Stadt, kommunale Unternehmen, Wirtschaft und Bürgerschaft. München soll bis 2035 klimaneutral werden, die Stadtverwaltung bereits bis 2030.
Wie die angestrebte Stromwirtschaft in München aussähe, wird im **Masterplan solares München ** dargestellt (S.4-5 und S. 17). Knapp 1 Mrd. KWh von 8,5 Mrd. KWh Endenergie in München soll Photovoltaik nach Planung der Stadt beitragen. Dieser durchaus ambitionierte Ausbauplan wurde vom Stadtrat 2023 beschlossen. „Mit dem massiven Ausbau der Solarenergienutzung soll Energie möglichst dann genutzt werden, wenn sie zur Verfügung steht (erzeugungsorientierter Verbrauch. In den Jahren 2021 bis 2029 mit einem Zubau von jährlich etwa 40% des Stands von 2021, danach jährlich 100 MWp. Auf geeigneten Siedlungsflächen (ohne Sport-, Freizeit- und Erholungsflächen) sind im Mittel 20% der Grundstücksfläche als Modulfläche (Dächer, Fassaden, Balkone, etc.) erforderlich. 40% der Siedlungsflächen bleiben für besondere Zwecke (z. B. Denkmalschutz, Biodiversität) unberücksichtigt. Freiflächen in München werden nur vorübergehend benötigt, so dass für sie kein Flächenanteil zugewiesen wurde“.
Die Beschlüsse des Stadtrats zum Ausbau der Photovoltaik in München sind für sich genommen ambitioniert, betreffen aber nur einen kleinen Teil des Münchner Stromverbrauchs. Aus dem Stadtgebiet ist dieser stärker durch „fossilen“ Strom dominiert als der bundesdeutsche Netzstrom (57,5 % Anteil Erneuerbarer Strom) Beschlüsse zur Reduktion der "fossilen Stromnutzung" oder zur Lastbegrenzung von Kraftwerken wurden bisher nicht gefasst.
Strombereitstellung in München nach Energieträgern
Der Masterplan solares München gibt für den kleinen Ausschnitt des Solarstroms in München konkrete Ausbauziele vor. Die gesamte Stromausbeute von PV-Anlagen kann nur geschätzt werden, denn sie schwankt nach Jahreszeit und Aufstellungsort. Eine Statistik über die eingespeiste Endenergie ist uns nicht bekannt. Unser Monitoring ist deshalb auf die Nennleistung (Wp) aus dem Marktstammregister der Bundesnetzagentur angewiesen. Den Verlauf der installierten Nennleistung gegenüber dem Masterplan zeigt die folgende Grafik.
Installierte Nennleistung PV und Stromspeicher in München
Beschränkt sich Dekarbonisierung der Stromversorgung in München auf den Ausbau von PV-Installationen, sind Speicher und Umbauten im Endverbrauchernetz unvermeidlich. Der Verlauf des Speicherausbaus wurde daher in die obige Darstellung aufgenommen.
Eine über den reinen Ausbau von PV-Kapazitäten hinausgehende Betrachtung oder Beschlussfassung hat der Münchner Stadtrat nicht vorgenommen. Dazu könnten etwa Ausbauziele für netzdienliche Speicher oder eine Anpassung der Niederspannungsnetze gehören. Auch Maßnahmen zum Austausch ineffizienter Altgeräte, Einsparungen durch Digitalisierung und dynamische Tarife könnten die Dekarbonisierung auf der Verbrauchsseite günstig beeinflussen. Dieses wären Aufgaben der Stromanbieter und Energieberatung, die aber in den Plänen der Stadt keine Erwähnung finden.
Die Münchner Ausbauziele der PV-Kapazitäten sollen gemeinsam erreicht werden von privaten Haushalten, städtischen und privaten Unternehmungen, Wohnungseigentümern und Vermietern. Der signifikante Ausbau bei PV-Anlagen und Speichern in jüngster Zeit ist zum größten Teil der Initiative privater Akteure zu verdanken. Die Stadt und die ihr zuzurechnenden Aktivitäten kommen nur sehr langsam in Schwung. Das ist umso bemerkenswerter als gerade für diese Gruppe das Zieljahr 2030 für die Klimaneutralität beschlossen wurde.
• Abschlussbericht zum Fachgutachten Klimaneutralität München 2035 • Masterplan solares München • Netzwentwicklungsplan Strom 2037 / 2045 • Stadtrat Vollversammlung 2021-07-28 • Stadtrat Vollversammlung 2022-01-19 • Stadtrat Vollversammlung 2023-12-20
Stand der letzten Bearbeitung: 7.5.2024