Aufsuchende Energieberatung

verzögerte Maßnahmenverzögert
Sektor:
Gebäude und Stadtentwicklung
Beginn:
28.7.2021
Zuständigkeit:
RKU

Beschreibung

Was beinhaltet die Maßnahme?

Energieberater:innen gehen aktiv auf Eigentümer:innen von Ein- und Zweifamilienhäusern zu, um Energiesparpotenziale an den Häusern zu identifizieren (z.B. Fassadendämmung, Heizungstausch, PV).

Warum ist die Maßnahme sinnvoll?

Personen, die wegen fehlendem Zugang oder Informationsmangel bisher keine Energiesparmaßnahmen durchgeführt haben, bekommen konkrete Vorschläge und Förderungen aufgezeigt und werden so zur Umsetzung animiert.

Die Maßnahme konzentriert sich auf Ein- und Zweifamilienhäuser, weil man in Mehrfamilienhäusern oft das Problem hat, dass die Eigentümer:innen der verschiedenen Wohnungen sich auf Energiesparmaßnahmen einigen müssen.

Ein gutes Beispiel ist die ehemalige Bergbaustadt Bottrop, die durch unbürokratische und kostenfreie Beratungen, verschiedene Vermittlungs- und Beteiligungsformate sowie finanzielle Förderungen eine jährliche Sanierungsquote im Gebäudebestand von 3,3% erreicht hat [1] (deutschlandweit liegt die Sanierungsquote bei nur 0,69% [2]).

Wie groß ist das Einsparpotenzial?

Energiesparmaßnahme   Einsparpotenzial in tCO2e/a   Einsparpotenzial in %
Wärmepumpe251.2503,2
Sanierung auf EH55233.7193
PV179.2502,3

(siehe Rechnung unten; das Einsparpotenzial kann sich mit anderen Maßnahmen überschneiden; München’s Gesamtemissionen nach BISKO Bilanzierung 2022)

Hat die Stadt dazu schon etwas beschlossen?

Die aufsuchende Energieberatung ist in München ein Bestandteil des Quartiersansatzes, der Nachbarschaften bei der Information und Umsetzung nachhaltiger Wärmeversorgung, Gebäudesanierung etc. begleitet.

Den ersten Beschluss dazu gab es im Juli 2021 im Grundsatzbeschluss I [3]. Der Quartiersansatz wurde daraufhin kontinuierlich erprobt und fortgeschrieben (Grundsatzbeschluss II 01/2022, Masterplan solares München 06/2023, Kommunale Wärmeplanung für München 04/2024, Sachstand und Weiterentwicklung der aufsuchenden Energieberatung im Quartier 01/2025 [4]).

Im Maßnahmenplan Klimaneutralität München lautet die Maßnahme WKS 1-13 wie folgt: „Maßnahmenbündel für klimaneutrale Ein- und Zweifamilienhäuser: Konzeption und Durchführung von Energiekarawanen für den Einfamilienhausbestand, Umsetzung in den Quartieren“

Wie weit ist die Umsetzung?

Es fand bisher in 5 Quartieren eine aufsuchende Energieberatung statt [4]. 2024 wurden rund 617 Eigentümer:innen beraten [4, Anlage 1]. Da nur etwa 33% der Angeschriebenen das Angebot nutzen (255 von 780 im Österreicher-Viertel [5]), wurden schätzungsweise 1.870 Eigentümer:innen kontaktiert. Um alle 75.000 Ein- und Zweifamilienhäuser zu erreichen, würde es bei diesem Tempo noch etwa 40 Jahre dauern (also bis 2064).

Laut des Referates für Klima- und Umweltschutz (RKU) könnten mehr Menschen erreicht werden, wenn Briefe nicht an die möglicherweise vermieteten Häuser, sondern direkt an die Eigentümer:innen adressiert würden. Bisher war es dem RKU jedoch nicht möglich, diese Daten unter Einhaltung des Datenschutzes zusammenzuführen.

Ein weiteres Hindernis ist die Desinformation: „Die Energieberater*innen berichteten von zahlreichen Fehlinformationen, die in Beratungsgesprächen offenbar werden. Das hat zur Folge, dass die kostenlose einstündige Energieberatung oft genutzt werden muss, um Missverständnisse und Fehlannahmen aufzuklären anstatt konkrete Sanierungsmaßnahmen zu besprechen.“ [4]

Zudem wäre es aufschlussreich zu wissen, wie viele Menschen die besprochenen Maßnahmen umgesetzt haben und welche Maßnahmen es waren. Eine Umfrage im Anschluss an die Beratung könnte dazu genutzt werden die Effizienz der Beratungen und Fördermöglichkeiten in München zu steigern. Zukünftig plant das RKU, die Zielgruppe auf kleine Mehrfamilienhäuser mit bis zu acht Wohneinheiten auszuweiten.

Was sollte man tun?

Mehr Energieberater:innen anstellen, um mehr Menschen zu erreichen

Die einfachste Möglichkeit, diese Maßnahme zu skalieren, ist die Anzahl der Energieberater:innen zu erhöhen. Das RKU plant 2025 eine Steigerung von 10 auf 30 Energieberater:innen [4]. Um jedoch bis 2035 alle 75.000 Ein- und Zweifamilienhausbesitzer:innen zu erreichen, wären rund 122 Energieberater:innen erforderlich (aktuell: 10 Berater:innen für ~617 Beratungen pro Jahr, hochgerechnet auf 75.000 in 10 Jahren).

Momentan findet die Energieberatung als Teil der Quartiersarbeit statt. Das macht Sinn, wenn eine gemeinsame Nahwärmelösung, wie eine Grundwasserwärmepumpe in Frage kommt, die eine Abstimmung zwischen den Eigentümer:innen erfordert. In Gebieten, wo das nicht der Fall ist, könnte man Eigentümer:innen schneller erreichen, wenn man die aufsuchende Energieberatung von der Quartiersarbeit entkoppelt.

Quellen:


Letztes Update: 13.03.2025



Rechnung zum Einsparpotenzial

Wärmeverbrauch:

       ~75.000 Ein- und Zweifamilienhäuser (~50.000 Einfamilienhaus; ~25.000 Doppelhaushälfte) [2]
       
       * ~25 MWh/a [3] (durchschnittlicher Wärmeverbrauch) 
       
       = 1.875.000 MWh/a
       

Sanierung auf EH55:

       1.875.000 MWh/a (Wärmeverbrauch) * 0,45 (Umrüstung auf EH55) * 0,277 t/MWh (Emissionen Wärmemix) [3] 
       
       = 233.719 tCO2e / a
       

Wärmepumpe:

       Emissionen fossile Heizung: 1.875.000 MWh/a (Wärmeverbrauch) * 0,277 t/MWh
       (Emissionen Wärmemix) [3] = 519.375 tCO2e/a
       
       Emissionen Wärmepumpe: 1.875.000 MWh/a (Wärmeverbrauch) / 3 (Wirkungsgrad) * 0,429 t/MWh [6] = 268.125 tCO2e/a
       
       Differenz: 251.250 t CO2e
       

PV:

       75.000 Ein- und Zweifamilienhäuser * 5 MWh (durchschnittlicher Stromverbrauch [5]) * 0,478 tCO2/MWh (Emissionsfaktor Strom) [2] 
       
       = 179.250 tCO2e / a

Annahmen

Hier wurde nicht die Anzahl Häuser rausgerechnet, die bereits saniert sind oder schon eine Wärmepumpe oder PV installiert haben, da wir dazu keine Zahlen gefunden haben.

Quellen: