Der Gebäudesektor ist ein bedeutender Verursacher von CO₂-Emissionen und trägt weltweit erheblich zum Klimawandel bei. In Deutschland entfällt sogar rund ein Drittel der gesamten Emissionen auf diesen Bereich.
Gleichzeitig bietet dieser Sektor großes Potenzial zur Einsparung von Energie und schädlichen Emissionen. Dafür gibt es zwei zentrale Ansätze:
Nutzung erneuerbarer Energien: Der Umstieg von fossilen Brennstoffen auf nachhaltige Energiequellen wie Solar- oder Windenergie reduziert den CO₂-Ausstoß und fördert eine umweltfreundliche Energieversorgung.
Reduzierung des Energiebedarfs: Durch Maßnahmen wie die Dämmung von Fassaden, Dächern und Decken wird der Wärmeverlust im Winter minimiert und der Wärmeeintrag im Sommer reduziert. Ein gut gedämmtes Gebäude hält die gewünschte Temperatur länger konstant, was den Heiz- und Kühlbedarf verringert.
Insbesondere die Reduzierung des Energiebedarfes hat ein großes Potenzial:
Wie sinnvoll energetische Sanierung ist, zeigt sich auch bei einem Experiment in Ludwigsburg. Dort wurden zwei baugleiche Häuschen auf dem Rathausplatz aufgestellt. Das "Null-gedämmte-Haus" bestand aus ungedämmten Holzwänden, während das "Prima-Klima-Haus" mit Holzweichfasern auf den Standard eines KfW-Effizienzhauses 55 gedämmt war. Nach zwei Wochen waren im gedämmten Haus noch 105,5 Kilogramm des ursprünglichen 176-Kilogramm-Eisblocks vorhanden. Im ungedämmten Haus war das Eis hingegen bereits nach fünf Tagen vollständig geschmolzen.
Energetische Sanierung wird deswegen auch politisch als essenzieller Hebel diskutiert. Deshalb sind gezielte Sanierungsmaßnahmen erforderlich. Besonders öffentliche Wohnungsbaugesellschaften und kommunale Liegenschaften spielen eine große Rolle, da sie sowohl großes Potenzial zur Einsparung bieten als auch als Vorbilder für private Akteure dienen können.
Energetische Sanierungen sind nicht nur gut für die Umwelt, sondern lohnen sich auch wirtschaftlich und sozial. Zwar sind die Investitionen anfangs hoch, doch auf lange Sicht sinken die Energiekosten, und die Wohnqualität steigt. Zudem verringert sich die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen.
Ziele
Allgemein wird deshalb angestrebt möglichst viele Gebäude energetisch zu sanieren. Bremen setzt sich eine Sanierungsquote von 3% zum Ziel. Außerdem werden in der Enquete-Kommission folgende Empfehlungen ausgesprochen:
Sanierungsfahrpläne für landeseigene und städtische Liegenschaften erstellen und Programm „Klimaneutral 2035“ einrichten.
Öffentliche Gebäude auf EH-40-Niveau sanieren und Heizungen vollständig auf erneuerbare Energien umstellen.
Öffentliche Wohnungsbaugesellschaften und Wohnbaugenossenschaften zur Selbstverpflichtung der Klimaneutralität bis 2035 ermutigen.
Energieverbrauch kontinuierlich überwachen und Gebäudezustand detailliert analysieren.
Energetische Sanierungsrate erhöhen.
Tiefgreifende Sanierungen statt einzelner Maßnahmen umsetzen.
Öffentliche Gebäude und Wohnungsbaugesellschaften als Vorbildfunktion.
Die Entwicklung der energetischen Sanierung in Bremen wird in diesem Monitoring genauer untersucht und der Fortschritt, sowie Hürden und Hebel identifiziert.
Der Fokus liegt dabei auf zwei zentralen Akteursgruppen:
a) Öffentliche Wohnungsbaugesellschaften: Im Mittelpunkt stehen hier die GEWOBA und die Brebau, da diese als bedeutende öffentliche Wohnungsbaugesellschaften und größte Vermieter Bremens eine Vorreiterrolle einnehmen und durch ihre Maßnahmen eine Vorbildfunktion für private Akteure erfüllen können.
b) Kommunale Liegenschaften der Stadt Bremen: Hier werden Verwaltungsgebäude, Universitäten, Schulen sowie öffentliche Krankenhäuser betrachtet, die ebenfalls als Vorbild dienen und einen großen Beitrag zur Erreichung der Klimaziele leisten sollen.
Für die Informationssammlung diente folgender Fragebogen als Leitfaden:
Die energetische Sanierung ist in der Umsetzung bei vielen Akteuen der kommunalen Liegenschaften und öffentlichen Wohnungsbaugesellschaften verzögert. Die angestrebte Sanierungsquote von 3 % wird von allen betrachteten Akteuren, die Daten bereitgestellt haben, verfehlt. Außerdem gibt es keine festen Sanierungsziele oder Pläne, wie diese erreicht werden sollen. Es mangelt weiterhin an einheitlichen Definitionen und Standards.
Akteure wie BreBau oder Gesundheit Nord stellen keine Daten öffentlich bereit. Auch auf Anfrage konnten diese nicht bereitgestellt werden.
Hindernisse, die kommunale Liegenschaften und öffentliche Wohnungsbaugesellschaften hemmen, die Sanierungsziele zu erreichen, sind beispielsweise:
Fehlende finanzielle Mittel: Die energetische Sanierung von Bestandsgebäuden ist mit hohen finanziellen Mitteln für die Vorbereitung, Planung, Durchführung und Nachkontrolle verbunden. Allen Akteuren fehlen Gelder.
Streichung der Fastlane: Die Sonderzahlungen im Rahmen der Fastlane des Landes Bremens sollten die Finanzierung von Maßnahmen zur energetischen Sanierung von kommunalen Liegenschaften sichern. Diese Sonderzahlungen wurden allerdings im Zuge der Haushaltsanpassungen 2024 gestrichen. Wichtige Gelder fallen somit weg.
Erhöhte Baukosten: Ein Akteur hebt hervor, dass Baukosten aufgrund von steigenden Material- sowie Arbeitskraftkosten in den letzten Jahren um 15-35 % gestiegen sind. Dies verschärft die ohnehin bestehende Finanzmittelknappheit.
Planungsunsicherheiten: Verschiedene Akteure nennen die Planungsunsicherheiten als Hürde. Diese resultiert aus langen Genehmigungs-, Planungs- und Bauprozessen, sich verändernden Förderbedingungen und unsicheren politischen Rahmenbedingungen.
Wandelnde Standards: Die Standards der energetischen Gebäudesanierung haben sich in den letzten Jahren stark weiterentwickelt. Ein Gebäude, das vor 10 Jahren energetisch saniert wurde und damals den höchsten Standard erfüllte, entspricht den Anforderungen heute häufig nicht mehr.
Bauliche Hindernisse: Für einige Gebäude stellt der Denkmalschutz ein bauliches Hindernis dar. Einige Maßnahmen der energetischen Sanierung wie die Fassadensanierung sind dadurch nicht umsetzbar. Dies betrifft hauptsächlich die Hochschulen.
Nutzungsbedingte Hindernisse: Um den Lehrbetrieb an den Hochschulen sichern zu können, sind lange Sanierungsphasen nur schwer umsetzbar. Lehrende und Studierende brauchen Räumlichkeiten oder alternative Ausweichräume, welche häufig nicht gegeben sind.
Mangelnde Akzeptanz von Mieter:innen: Einige Mieter:innen stehen energetischen Sanierungsmaßnahmen skeptisch gegenüber. Befürchtungen hinsichtlich steigender Mietkosten oder Einschränkungen während der Bauphase können zu Widerständen führen und die Umsetzung von Sanierungsprojekten erschweren. Dementsprechend ist es auch schwierig, die Kosten anteilig auf die Kaltmiete der Mieter:innen umzulegen.
Fehlende personelle Ressourcen: Die unzureichende Priorisierung energetischer Gebäudesanierungen durch Stadtverwaltungen und Wohnungsbaugesellschaften sowie ein Mangel an personellen Ressourcen verzögern die Umsetzung erheblich. Außerdem besteht ein genereller Handwerker:innenmangel.
Aus den Ergebnissen für die einzelnen Akteure lassen sich für alle geltende Handlungsempfehlungen ableiten, um die energetische Sanierung in Bremen voranzubringen.
Um den energetischen Sanierungsstand in Bremen zu verbessern, sind mehrere Maßnahmen erforderlich.
Zunächst sollte eine einheitliche Definition für energetische Sanierungen geschaffen werden, um klar gesetzte Ziele effizient zu erreichen.
Darüber hinaus ist die Schaffung eines energetischen Gebäudemanagements für jeden einzelnen Akteur essenziell. Verantwortlichkeiten müssen eindeutig festgelegt und der Austausch zwischen verschiedenen Akteuren gefördert werden. Ein koordiniertes Vorgehen mit Priorisierungsplänen für Sanierungsmaßnahmen ist entscheidend, wobei Energieeinsparpotenziale, soziale Verträglichkeit und Kosten berücksichtigt werden sollten.
Um Ressourcen effizient zu nutzen, sollten bestehende Monitoring-Tools und Sanierungsstrategien gebündelt werden, statt parallel verschiedene Ansätze zu verfolgen. Gleichzeitig muss die Bevölkerung stärker eingebunden werden, da Mieter:innen direkt von Sanierungen profitieren. Partizipative Prozesse wie Bürger:innen-Foren oder Workshops können dazu beitragen, Akzeptanz zu schaffen und Druck auf Entscheidungsträger auszuüben.
Zudem ist eine höhere Transparenz notwendig, indem Verwaltungen verständliche und zugängliche Daten bereitstellen. Ein zentrales Monitoring oder eine Übersicht würde den Fortschritt sichtbar machen, Synergien schaffen und Lernprozesse erleichtern.
Kommunale Liegenschaften sollten als Vorbilder fungieren und ihre Sanierungsprozesse medienwirksam begleiten, um Nachahmer zu motivieren.
Letztlich sind finanzielle Mittel unerlässlich, um Sanierungsprojekte konsequent umzusetzen. Der Wegfall von Fördermitteln hat wichtige Vorhaben ausgebremst, sodass eine Bereitstellung zusätzlicher Gelder notwendig ist, um die Energiewende aktiv voranzutreiben.